Rainer Kröning, Berlin

Entscheidungstabellen

Entscheidungstabellen wurden 1957 bei einer Projektgruppe der General Electric Company entwickelt. Sie sind inzwischen in DIN 66241 genormt.

Mit Hilfe der Entscheidungstabellen (ET) kann die Auswahl von Aktivitäten, die in Abhängigkeit von Erfüllung bzw. Nichterfüllung von Bedingungen durchgeführt werden sollen, kompakt beschrieben werden.

Formaler Aufbau einer Entscheidungstabelle

  Textteil Anzeigenteil (Regeln)
Bedingungsteil Bedingungen Bedingungsanzeiger
Aktionsteil Aktionen Aktionsanzeiger

Grundstruktur einer Entscheidungstabelle

Beim Aufstellen einer Entscheidungstabelle werden zuerst die Aktionen und dann die Bedingungen festgelegt und - häufig auch die Regeln - durchnummeriert. Anschließend werden die Bedingungsanzeiger eingetragen und in Abhängigkeit davon die Aktionsanzeiger festgelegt.

  R1 R2 R3 R4 R5 R6 R7 R8
B1 Bedingung 1 J J J J N N N N
B2 Bedingung 2 J J N N J J N N
B3 Bedingung 3 J N J N J N J N
A1 Aktion 1 X X     X X X X
A2 Aktion 2       X        
A3 Aktion 3     X          

Beispiel für eine Entscheidungstabelle

Typen von Entscheidungstabellen

Je nach Formulierung von Bedingung und Aktion unterscheidet man verschiedene Typen von Entscheidungstabellen:

Im nachfolgenden Beispiel wird folgender Sachverhalt dargestellt:

Für das Seminar Systemmodellierung" wird Rabatt gewährt, wenn der Kunde bereits mehr das 3 Seminare in diesem Geschäftsjahr bestellt hat, allerdings nur, wenn seine Rechnungen in diesem Geschäftsjahr nie länger als 2 Wochen unbezahlt waren. Der Rabatt beträgt 10% für das normale Seminar und 20% für das Seminar mit dem anschließenden Workshop.

ET1: Rabatt für Seminar SYSMOD R1 R2 R3 R4 R5 R6 R7 R8
B1 > 3 Bestellungen im GJ J J J J N N N N
B2 Rechnungen > 2 Wochen offen J J N N J J N N
B3 mit Workshop J N J N J N J N
A1 kein Rabatt X X     X X X X
A2 10% Rabatt       X        
A3 20% Rabatt     X          

Vollständige Entscheidungstabelle

Wenn der Zustand einer Bedingung bestimmend für die durchzuführenden Aktionen ist, kann die ET komprimiert dargestellt werden.

ET1: Rabatt für Seminar SYSMOD R1 R2 R3 R4
B1 > 3 Bestellungen im GJ J J J N
B2 Rechnungen > 2 Wochen offen N N J -
B3 mit Workshop N J - -
A1 kein Rabatt     X X
A2 10% Rabatt X      
A3 20% Rabatt   X    

Komprimierte Entscheidungstabelle

Hierarchiebildung

Die Bildung von Hierarchien erfolgt dadurch, dass als Aktion die Abarbeitung einer weiteren Entscheidungstabelle angegeben wird. Dazu müssen die ET eindeutig gekennzeichnet sein.

Eignungsschwerpunkte

Entscheidungstabellen sind besonders geeignet die Kombination von vielen Bedingungen, übersichtlich darzustellen. Eine Prüfung auf Vollständigkeit wird durch die formalisierte Darstellung unterstützt. Sie können in den Definitionsphasen ebenso wie in der Realisierungsphase eingesetzt werden.

Weisheit

Es gibt Fälle, in denen vernünftig sein, feig sein heißt.

Marie von Ebner-Eschenbach
1830 – 1916
österreichische Schriftstellerin

Musikerwitz

In einem Eisenbahnabteil sitzen ein langsamer Bratscher, ein schneller Bratscher, ein Konzertmeister, ein Kontrabassist, und, da noch Platz war, der Weihnachtsmann und der Osterhase. Auf dem kleinen Klapptisch vorm Fenster liegt eine Tafel Schokolade. Der Zug fährt durch einen Tunnel, anschließend ist die Schokolade verschwunden. Wer hat sie genommen?
Der langsame Bratscher.
Glaubst Du an den Weihnachtsmann, den Osterhasen oder an einen schnellen Bratscher?
Der Konzertmeister springt nicht für Schokolade.
Und ehe der Bassist etwas mitbekommt, ist eh alles gelaufen.