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Rainer Kröning, Berlin |
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1 – 1967
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Ein junger aufstrebender Pianist erklimmt die Stufen der Karriereleiter. Er gewinnt so ziemlich alle Wettbewerbe, die Konzert-Aufträge scheinen kein Ende nehmen zu wollen man feiert den neuen Star im In- und Ausland.
Wie das jedoch so ist: Irgendwann hat ihn dann halt schon jeder mal gehört, das Publikum schwindet, die Aufträge lassen nach, das sauer verdiente Geld ist rasch aufgebraucht und unser Pianist steht plötzlich mittellos auf der Straße. Verzweifelt macht er sich auf die Suche nach irgendwelchen Jobs und trifft dabei auf einen Wanderzirkus. Auf seine Anfrage, ob dort vielleicht ein Pianist gebraucht würde antwortet der Zirkusdirektor: "Pianisten brauchen wir leider keinen, wir haben unser Orchester schon. Aber du könntest ja als Seiltänzer anfangen. Da ist uns gerade jemand abgesprungen. Du musst natürlich zuerst trainieren. Und: Pass ja auf, dass Du nicht das Gleichgewicht verlierst und abstürzt! Unten findet nämlich zur gleichen Zeit die Löwen-Nummer statt. Die würden dich zerfleischen!" Gesagt, getan. Unser Pianist übt Seiltanzen und ist nach einiger Zeit wirklich so weit, dass er damit Auftreten kann. Die ersten Aufführungen gehen alle gut, und er gewinnt immer mehr an Selbstvertrauen. Jedoch eines Abends passiert es: Unser Pianist verliert das Gleichgewicht, und er stürzt unter dem Aufschrei der Menge in die Tiefe, mitten unter die Löwen. Die Löwen stürzen sich sofort auf ihn und begraben ihn unter sich. Unser Pianist denkt schon, sein letztes Stündchen hätte geschlagen, da beugt sich plötzlich ein Löwe über ihn und flüstert ihm ins Ohr: "Keine Sorge! Wir sind alles Pianisten!"